Hier eine kurze Zusammenfassung. Vor dem Termin hatte ich den Jungen gefragt, ob er geschlagen wird. Schaut mich entsetzt an. Nein, aber Playstation weg, Fernsehverbot.
Begrüßung kühl, abwehrend. Sohn dabei. Vater sieht sich in Rechtfertigungssituation. Viel Ärger mit vorheriger Lehrerin (O-Ton). Kein Wunder – höre erstmal zu:
Vater Hausmann, Frau arbeitet Vollzeit, er von zu Hause aus. Drei Kinder, das 7, 6, 2 Jahre alt. Nennt sich selbst zum Teil überfordert, bittet um Hilfe, nimmt Vorschlag bzgl. Hausaufgabenbetreuung an. Förderunterricht bei mir läuft gut.
Vereinbarung gleicher Maßnahmen, Kontrolle Hausaufgabenheft täglich, Eintragungen durch mich abgezeichnet, ständige wechselseitige Informationen.
Fehlende Unterschriften, fehlende Materialien, Hausaufgaben usw., keine Reaktion auf Anrufe, weil nach internen Schwierigkeiten kurzfristig ausgezogen, jetzt wieder zu Hause. Junge wollte das nicht erzählen. Kann ich verstehen. Da schleicht sich schon auch Schlendrian beim Kind ein. Normal. Von Unsicherheit mal ganz zu schweigen.
Besonders berührt hat mich der Ausruf: „Aber er ist doch nicht dumm. Dann muss es doch Faulheit sein!“ Nein, ist er nicht und nein, muss es nicht. Ist müde, blass, kann sich kaum konzentrieren. Verteidigung: Vater kocht viel Gemüse. War kein Vorwurf, Vater entspannt sich. Rat: zum Hausarzt, Blutbild. So oft schon waren das Folgen von Mangelerscheinungen. Dann sehen wir weiter.
Mir fällt im Gespräch eine gewisse Enttäuschung darüber auf, dass Sohn nicht so ist wie Vater. Eher labil, nicht wehrhaft usw. Das Übliche, kenn ich zur Genüge. Mach es am Ende zum Gesprächsinhalt. Lobe genau Eigenschaften wie Hilfsbereitschaft, Sensibilität usw.. Soll nicht kopieren, was er nicht ist, eigenständige Persönlichkeit. Vater meint, vielleicht hätte ich ja Recht.
Frage den Jungen, der nicht gerne zur Schule geht, ganz zum Schluss, ob es nicht sinnvoller wäre, dann die Schulzeit schnell hinter sich zu bringen, indem er sich ein wenig mehr bemüht – biete jede Hilfe an – , anstatt womöglich durch Wiederholung die ungeliebte Zeit noch zu verlängern. Kind denkt, lacht, nickt.
Verabschiedung viel lockerer, angenehmer.
Schaun wir mal.
Auch von mir: großes Kino! Deine Schüler haben echt Glück! Und meine Kinder haben auch sehr viel Glück! Die Tochter in der 2. Klasse Volksschule sowieso nie ein Problem gehabt, ist eine der besten. Der Sohn 2. Klasse Volksschule hat leider Probleme sich im Schulalltag zurecht zu finden, liest aber seit Mitte September ganze Sätze und rechnet im Zahlenkreis 20. er hat das Riesen Glück in einer Integrationsklasse zu sein, nur 18 Kinder und 2 Vollzeitlehrer, die gehen so speziell auf ihn ein, dass es nicht zu glauben ist! In einer „normalen“ Klasse mit 24 Kindern und einem Lehrer wäre er der Querulant und würde untergehen! Ich bin sooo dankbar dafür!!!
Gefällt mirGefällt 3 Personen
Da habt ihr echt Glück. Ich hoffe für euch das er dann fit genug ist in der Weiterführenden Schule wenn er jetzt soviel Hilfe und Beistand bekommt.
Gefällt mirGefällt 1 Person
Klingt sehr gut, wie du die Situation angegangen bist und dich auf die Seite deines Schülers gestellt hast, ohne den Eltern vor den Kopf zu stoßen. Klasse 🙂 LG, Ruby
Gefällt mirGefällt 2 Personen
Dankeschön. Hab auch schon lange geübt und kenne auch die Ängste und Zwänge der Eltern.
Gefällt mirGefällt 1 Person
Wirklich eine Situation, die auch gut anders hätte ausgehen können. Ich bewundere dein Fingerspitzengefühl!
Wir selbst haben bei unserer Großen das Glück, ebenfalls auf sehr verständnisvolle Lehrer gestoßen zu sein. Ansonsten hätte das mit all den Wirren und Irrungen, die wir da durchlebt haben, ganz anders ausgesehen.
Gefällt mirGefällt 2 Personen
Bei mir hat der Große immer Pech, es wurde viel vers….,
der Kleine hatte immer Glück.
Demnach sind auch die Liebe zur Schule und die zu erwarteten Abschlüsse.
Zum Haare raufen.
Gefällt mirGefällt 1 Person
Abschlüsse sind nicht so wichtig. Hauptsache, man findet beruflich etwas, das man liebt. Außerdem kann man – wenn man will – immer noch höhere Abschlüsse nachmachen. Mein Mann ist Handwerker mit ursprünglich Hauptschulabschluss und einer der klügsten Männer, die ich kenne. Lange schon selbständig und geht auf in seiner Arbeit. Nur keine Endlosschleife aus Schulnot. Manche Lehrer haben keinen oder zu wenig Respekt vor dem Kind an sich.
Gefällt mirGefällt mir
Mein Großer ist jetzt im Praktikum richtig aufgeblüht. Man merkt schon das es so langsam reicht mit der Schule. Die 1 1/2 Jahre kriegen wir auch noch rum. Wir hoffen das er dann im Berufsleben glücklicher sein wird.
Gefällt mirGefällt 1 Person
Das wird er. Und später fragt keiner mehr nach Schulnoten.
Gefällt mirGefällt mir
Ja das kenn ich.
Man macht da so viel Aufheben drum und hinterher ist es schnurzegal.
Gefällt mirGefällt 1 Person
Bewunderung,Bewunderung!
Danke für diesen Beitrag aus deinem ArbeitsAlltag.
Gefällt mirGefällt 2 Personen
Danke. Ich hab so viel Schulqual schon erlebt. Da können10 Jahre sehr lang werden. Und ich kann halt gut überzeugen.
Gefällt mirGefällt mir
…ob es nicht sinnvoller wäre, dann die Schulzeit schnell hinter sich zu bringen, indem er sich ein wenig mehr bemüht
Genau das war meine einzige Motivation, damals.
Hätte mich gefreut, über Lehrer wie Du eine bist …
Gefällt mirGefällt 1 Person
Mit diesem Argument hab ich schon mal Schüler aufwecken können. Mein Mann hat die Schule auch regelrecht gehasst. Er ist mehr der Praktiker. Ein total begabter. Find ich auch legitim.
Gefällt mirGefällt mir
Solch engagierte Lehrerin hätte ich mir für meine Enkelkinder auch gewünscht, wobei der jüngste der vier wohl großes Glück 🍀 mit seinem Lehrer hat.
Gefällt mirGefällt 1 Person
Ich danke dir. Bei mir hatten drei richtig Glück und zwei haben ins Klo gegriffen.
Gefällt mirGefällt 1 Person
Von dir sollte es mehr Lehrer/innen geben. ❤
Die Meisten ziehen nur ihr Ding durch und fertig.
Gefällt mirGefällt 1 Person
DANKESCHÖN:
Gefällt mirGefällt 1 Person
Ich finde Lehrer wie Dich klasse.
Gefällt mirGefällt 3 Personen
Vielen Dank.
Gefällt mirGefällt 1 Person
Gut gemacht!
Gefällt mirGefällt 1 Person